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Das Sonnenloch DRACHENLOCH in der Drachenwand bei St. Lorenz
Sonnenlöcher sind Felslöcher, durch die an bestimmten Tagen im Jahr die Sonne durchscheint. Jener
Durchgangsstrahl fällt dann im Tal auf Orte, die zu Kraftorten und Kultplätzen wurden. Meist sind Kirchen und Marterl auf jenen „Sonnenorten“ zu finden, wie im schweizerischen Bergdorf Elm (Martinsloch im Kanton Glarus in der Schweiz) oder eben im oberösterreichischen
St. Lorenz am Mondsee beim Drachenloch in der Drachenwand.
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Die im Süden gelegene Drachenwand hat eine Eigentümlichkeit, die man aber auch an anderen Orten finden kann: In der Wand befindet sich ein großes Loch,
das sogenannte Drachenloch. Wenn nun die Sonne im Winter, zur Mittagszeit, hinter der Drachenwand vorbeizieht, dann tritt der Fall ein, dass die
Sonne für kurze Zeit ihre Strahlen durch das Loch im Berge wirft und in die schattige Landschaft eine Lichtspur zeichnet, die etwa eine Kreisform hat. Menschen der Frühzeit haben vielleicht diese
Naturerscheinung beobachtet und diese Lichtspur durch Steinsetzungen in der Ebene markiert. Auf diese Weise haben sie eine Sonnenuhr und einen Sonnenkalender erhalten. Ähnliche Anlagen sind uns
in anderen Ländern erhalten geblieben. In unserer Zeit hat man im Zuge der Christianisierung die Zeugnisse einer “großartigen heidnischen Vorzeit” weggeräumt, bis auf wenige Punkte, auf denen
Bildstöcke, Kapellen, Kirchen und andere Heiligtümer hingestellt worden sind. Es ist anzunehmen, dass sich die Kirche von St. Lorenz auf einem solchen Punkt befindet.
Bei Beobachtungen sind weitere Postitionen zum Beobachten des Sonnendurchganges bekannt geworden: Ein kleiner unscheinbarer Holzbildstock, der ziemlich genau nördlich vom Drachenloch steht und eine
kleine Kapelle zw. St. Lorenz und Plomberg. Beide Objekte begrenzen etwa den Sektor, in dem das Drachenloch sichtbar ist. Man kann nun in diesem Sektor beliebig umherwandern und zur
gegebenen Zeit das Sonnenphänomen durch das Drachenloch beobachten. Auch ist das Begleiten des Lichtstrahles möglich.
Orte und Zeitpunkte zur Beobachtung des Sonnendurchgangs beim Drachenloch:
Karte mit Linien des Sonnenverlaufes beim Drachenloch (zum Vergrößern anklicken)
1. Holzbildstock:
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27. Jänner (oberer Sonnenrand) 29. Jänner (unterer
Sonnenrand) 15. November (oberer Sonnenrand) 13. November (unterer Sonnenrand)
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2. Linde St. Lorenz:
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11. Feber (oberer Sonnenrand) 13. Feber (unterer Sonnenrand) 29. Oktober (unterer Sonnenrand) 31. Oktober (oberer Sonnenrand) 03. Februar am
Feld neben der Kirche St. Lorenz
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3. Habsburg-Kapelle:
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22. April (oberer Sonnenrand) 23. April (unterer Sonnenrand) 19. August (unterer Sonnenrand) 21. August (oberer Sonnenrand)
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4. Gasthaus “Drachenwand”
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31. März (oberer Sonnenrand) 01. April (unterer Sonnenrand) 11. September (oberer Sonnenrand) 13. September (unterer Sonnenrand)
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Das Datum 22./23. April und 19./21. August weist deutlich auf die Dreiteilung des Jahres hin. Der 23.
April ist der “Georgitag”, der Tag des Drachentöters, der im Reimmichls Volkskalender am 22. August nochmals als “Siegfried” erscheint.
Der “Kalenderingenieur” Prof. Dipl.-Ing. Robert Schindler hat jahrelang für einzelne Kalendertage alle
Bedeutungen und Ereignisse gesammelt. Hier ist für den 29., 30. und 31. Oktober folgendes zu finden:
29. Oktober:
also 2 Tage vor dem Hl. Wolfgang. Der 29. Oktober gehört offenbar noch zum keltischen Samhain-Fest, das drei Tage vor dem 1. November, an diesem Tage selbst und drei Tage nach dem 1.
November gefeiert worden ist. Am 3. November erscheinen die Nachfolger des wilden Jägers Hubert und Marzellus.
Der Name Zenobius am 29. Oktober zeigt, daß die 40 Tage zum Zeno-Tag gezählt worden sind. Der Wassergott, dessen Erben die heiligen Ing-Namen, nämlich Iwo (aus Ingwo) und Ingwalt, aber auch zwei
Terentius. Aber auch Elfleda (die eine Schwanfrau sein kann) und Jolanda = Wielanda können hierhergehören, denn Wieland der Schmied raubt ja eine Schwanfrau und lebt mit ihr.
Auch ein Hl. Kolmanus, Bischof “Duacensis”, Irland (650 v.Chr.) ist auf den 29. Oktober datiert.
30. Oktober: Der 30. Oktober liegt
270 Tage nach dem 2. Feber, Mariä Lichtmeß, “Bauern-Neujahr”, 150 Tage nach dem 2. Juni und 120 Tage nach dem 2. Juli,
wobei diese beiden Tage wieder vom Lichtmeßtag aus gezählt sind. 210 Tage nach dem 3. April, 24.12. + 100 Tage!
90 Tage nach dem 1. August mit Petri Kettenfeier. Mit all diesen Tagen hat der 30. Oktober Namen gemeinsam, außerdem mit dem 22. Juni, einem einst
gefeierten Sonnwendtag, von dem aus 130 Tage sind. Der Lödöse-Kalenderstag hat am 30. Oktober ein Kreuz, das Elisabeth Svärdström auf den Hl. Thodegar von Schleswig deutet.
Schottische Kalender gedenken am 30. Okt. eines Bischofs und Bekenners namens Talaricanus. Talaric vom 30. Okt. steht 30 Tage vor Alarich vom 29. Nov. Dieser Tag ist durch mehr als einen Namen und auch
mehrfach mit dem Totengott verknüpft.
31. Oktober: Der Wolfgangstag liegt 82 Tage nach dem Laurentius-Tag, dem Tag des Kirchenpatrons. Bis
zum Hl. Abend sind es noch 2 siderische Mondumläufe, oder rund 2 x 27 = 54 Tage. “Am 31.10. und am 1
.11., also am Ende und am Anfang des keltischen Jahres, finden wir Wolf-Namen und Lupus (lat. “Wolf”),
140 Tage oder 20 Wochen danach wieder Wolf-Namen und Lupicinus (“Wölflein”). Es hat den Anschein, daß man in Vorzeiten eine Wolfszeit von 140 Tagen erkannt hat.
Der Mythos des Hl. Wolfgang erweist den Heiligen ebenso als Nachfolger des Wolfgottes Mars-Odin als auch des hammerschwingenden Thor-Donar. Die Götter sind Gebilde von menschlichen Denken und
wechseln daher ständig Gestalt und Namen und Taten, verschwimmen miteinander oder lösen sich ganz auf.
Um die Entstehung des bekannten Felsdurchbruchs im Kammverlauf der Drachenwand ranken sich
zahlreiche Mythen und Sagen. Zwei Sagen möchten wir Ihnen hierzu nicht vorenthalten:
Die Sage vom Drachen und der Drachenwand
Vor langer Zeit lebte ein Drache bei der Drachenwand. Dieser verliebt sich in die Pfarrersköchin, doch diese erhörte das sehnsüchtige Flehen des Drachen nicht. Sie war dem Pfarrer äußerst zugetan. Vor
Grimm und Verzweiflung und wutentbrannt entschloss sich der Drache, sein Behausung bei der Drachenwand zu verlassen und die Pfarrersköchin zu rauben. Er flog zum Mondseer Marktplatz und
erwischte die Pfarrersköchin bei äußerst lustigem Lebenswandel an einem Fasttag. Mit seinen Fängen packte er die Pfarrersköchin und flog zurück zur Drachenwand. Leider war die Pfarrersköchin wesentlich
schwerer als der Drache annahm. So prallten beide mit voller Kraft gegen die Drachenwand und schlugen ein Loch, das heute noch zu sehen ist. Dieses Drachenloch hat eine Höhe von 18 m. Der Name
für die Drachenwand ist seit diesem Zeitpunkt endgültig (Quelle: www.austria.info)
Das Felsloch in der Drachenwand:
Zuoberst dieser Felsenwand ist merkwürdig ein Loch durch die ganze Wand, welches eine so große Kluft bildet, daß ein geladener Heuwagen wohl durchkommen könnte; - von Mondsee aus erscheint sie aber
im Durchmesser von beiläufig 6 Schuch. Hierüber besteht die uralte Volkssage: Zu St. Wolfgang habe der Teufel einst eine böse Jungfrau geholt,
und sey damit in der Luftpost nach Mondsee gefahren. Unterwegs soll der dumme Teufel an diesen Felsen gestossen seyn, denn er auch durchstieß. Seitdem besteht dieses Loch zum Heile der Gläubigen;
worin heut zu Tage noch der Schurz dieser Jungfrau gezeigt wird, welche Täuschung aber nur von einem darin erwachsenen Baume herkömmt, wenn derselbe vom Winde beweget wird. - Dieses Mährchen war
in ganz Baiern und Österreich bekannt; denn die dorther häufig nach St. Wolfgang vorbeireisenden Wallfahrer erzählten sich selbes einander ganz gewissenhaft, und wer dieß nicht weiß, ist nie auf dem
Mondsee gefahren !! (Salzachkreisblatt, 1812, S.1372) Die meisten Wallfahrer, die über Mondsee nach St. Wolfgang pilgerten, nahmen einst den Weg durch
den Ort zur Seekapelle und ließen sich über den See nach Scharfling rudern. Damals wurde diese Sage den Pilgern erzählt, heute erfahren sie die Teilnehmer von Seerundfahrten aus dem Lautsprecher. Sie
zählte schon damals, wie diese heute bald 200 Jahre alte Zeitung berichtet, zu den bekanntesten und beliebtesten Sagen aus dem Mondseeland. Über Löcher in Felswänden werden anderswo ebenfalls
Teufelssagen erzählt. So soll auch in Steinbach am Attersee der Teufel mit einer bösen Pfarrerköchin durch das Höllengebirge gefahren sein. (Quelle: www.mondsee.at)
Quellen: Text: eigene und Rätsel der Heimat von Franz Spilka
Fotoquelle: eigene und www.drachenwand.at (Gasthaus Drachenwand)
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